Interview mit DORO


Doro Pesch

Keine Frage, sie ist, selbst für Deutschlands etablierteste Frauenzeitschrift (PETRA): "Die schärfste Rockröhre Deutschlands". Doro Pesch, kurz DORO genannt, war lange Jahre Sängerin und Frontfrau der deutschen Rockband "WARLOCK". Seit einigen Jahren ist sie solo aktiv und wird immer erfolgreicher. Nach der letzten Studio CD "ANGELS NEVER DIE" die in den USA produziert wurde, liegt inzwischen eine Live CD und ein Live Video von DORO vor. Im April erhielt sie den deutschen Musikpreis "ECHO" als beste deutsche Rockinterpretin.

Thomas Brockmann sprach mit der Düsseldorferin. 

Wie fühlt man sich als Rocklady?

Es gibt für mich keinen schöneren Beruf als Musiker, speziell Rocksängerin zu sein. Man wird gut behandelt und es ist ein so warmes Gefühl von den Fans geliebt zu werden und von den ganzen Leuten mit denen man zu tun hat, auch von meiner Band. Wir haben ein tolles kameradschaftliches Verhältnis. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, warum so wenig Frauen diesen Beruf ausüben. Es fühlt sich sehr gut an. Und wenn ich irgendwo Inspiration geben kann, würde ich das gerne machen. 

DORO, hast du keinen Schritt in deiner bisherigen Karriere bereut ?

Nein, Nein ganz im Gegenteil, vor 13 Jahren habe ich angefangen. Ich wollte zuerst gerne Grafiker werden und habe dann eine Schriftsetzerlehre gemacht. Ich habe mich für alles was mit Kunst und malen zu tun hat interessiert. Nebenbei hatte ich meine erste Band "Snakebite". Wir haben jeden Abend geprobt. Nach einem Jahr habe ich gemerkt, die Musik war meine große Leidenschaft, dass möchte ich irgendwann ganztägig machen. Nach drei Jahren habe ich mit meinen Job aufgehört und mich ganz der Musik gewidmet. Das war die beste Entscheidung überhaupt, wenn es auch manchmal hart war. Man geht durch Höhen und Tiefen. Ganz klar, manchmal ist Erfolg da, manchmal eben nicht. Da muss man durchhalten. Aber die Musik und das ganze Umfeld gibt mir soooo viel. 

Was müssen Frauen tun um erfolgreich im Rockbusiness zu agieren?

Ich komme aus einem einfachen Elternhaus. Mein Vater war LKW Fahrer, es war irgendwie eine typische Männerwelt, ich bin damals immer im LKW mitgefahren. Als Mädchen bin ich gar nicht so aufgewachsen, wir waren oft in den Häfen zum laden etc.. Meine Freundinnen haben dieses Rollenverhalten der Frauen schon eher gelernt. Ich mache immer schon gerne Sachen die normalerweise Jungs so machen. Alles Mögliche, von Fußballspielen, Rockmusik, natürlich auf der Bühne sein, Heavy und so. Man muss sich halt trauen, Mut haben, ein wenig Ellenbogen ist auch immer gut, dass gehört schon dazu. Wenn man irgendwie Lust hat an der Musik, dann sollte man gute Freunde finden und anfangen ein Band zusammen zu stellen, dann wird man schon sehen. Mit dem einen macht es halt mehr oder weniger Spaß, einer ist mehr begabt als der andere und so haben wir damals angefangen. Ich war in insgesamt fünf Bands bist dann WARLOCK kam. Jeder hat auch angefangen die ersten eigenen Songs zu schreiben und die Instrumente richtig zu spielen. Wir waren am Anfang nicht so besonders gut. Aber wir haben jeden Tag stetig geprobt. Ich würde sagen man muss sich gegenseitig motivieren, also gute Leute finden. Wenn man es ganz alleine machen will, dass ist ziemlich schwierig. Man braucht halt so ein Gruppenfeeling und dann durchhalten: üben, üben, üben und nie aufgeben! Oft kriegt man jahrelang keine Möglichkeit was zu machen, Live Gigs zu spielen, oder eine Plattenfirma zu finden. Ich kenne das ja, wir haben immer junge Bands bei uns, die oft so viel Talent haben, aber die Plattenfirmen interessieren sich dann aus irgendwelchen Gründen nicht für sie. Dann fünf Jahre später, auf einmal ist es dann doch passiert. Ein Beispiel: Vielleicht kennst Du PINK CREAM 69 aus Deutschland (Anmerkung: sie kommen aus Karlsruhe). Die haben es echt drauf, wir kennen uns auch gut. Am Anfang klappte es nicht so und dann nach drei Jahren, plötzlich Major Label (Anm.: also d.h. große Company in diesem Fall SONY MUSIC, früher hieß die Firma CBS!), weltweiter Vertrag, man muss nur dranbleiben!

Werden Frauen im Rockgeschäft (von den Männern) ausgenutzt, welche Erfahrungen hast Du?

Ich habe es oft erlebt, dass halt Kolleginnen so irgendwelche Sachen machen mussten... Also z.B. eine Kollegin aus den USA, die hat mir z.B. erzählt, sie musste sich zuerst den Busen operieren lassen, dann hat sie den Plattenvertrag bekommen. Das fand ich nun unmenschlich. In Amerika geht es da schon härter ab... Ich muss sagen ich hab da großes Glück einen ganz lieben Manager zu haben. Er ist schon älter, 56 Jahre (Alex Grob heißt der Mann) und steht so hinter mir und beschützt mich auch vor solchen Leuten. Ich sag dann, Alex lass uns dass so und so machen. Er hilft wo er kann. Wenn man aber alleine steht kann man ganz schnell in so eine Mühle hineingeraten und das wir dann auch oft ausgenützt. Man muss sich halt mit guten Leuten umgeben denen man auch vertrauen kann, alleine kann man es schlecht schaffen!

Was wäre aus DORO geworden, wäre sie in Düsseldorf, also in Deutschland geblieben ?

Ich hatte das Gefühl ich müsste meinen Horizont erweitern und nach Amerika gehen. Auch andere Leute finden, mir die Sprache aneignen. Das war ganz wichtig. Wir haben zwar in Deutschland englisch gesungen, aber so perfekt konnte ich das nicht und ich schreibe die Texte ja gerne selbst. Also ich musste da hin. Wenn ich hier geblieben wäre, dann hätte ich vielleicht irgendwann aufgehört, oder aufhören müssen. Es ist schon wichtig mal über den Teich zu gehen. Man lernt sehr viel von den Leuten, andere Musiker, es ist Inspiration

Wie teilst du deine Zeiten in Amerika und Deutschland ein? Wo bist du eher Zuhause, in USA oder in Deutschland ?

Ich arbeite gerne, sowohl in Amerika und auch in Deutschland, weil hier dass ist eben meine Heimat. Nach ein paar Monaten wird das Heimweh so groß, da muss ich dann zurück. In Amerika arbeiten ist schon sehr gut. Wir haben eine komplett amerikanische Band. Deswegen auch die Proben vor der Produktion, die dann auch drüben in den USA, stattfinden. Man wird sehr positiv unterstützt. Wenn ich früher hier in Deutschland eine Idee hatte, sagten die anderen oft: "Oh Doro, du spinnst". In Amerika ist die verrückteste Idee gerade gut genug. Dann heißt es: "Hey, lass uns dass gleich ausprobieren". Da fühlt man sich kreativ mehr unterstützt. Das ist ganz gut, es kommt halt auf die Leute an, auf den Produzenten. Diesbezüglich hat man in Amerika auch mehr Auswahl, dass ist ganz klar. Ich bin jedenfalls in beiden Ländern gerne. 

Warum ist deine (aus heutiger Sicht) "Kult-Band" WARLOCK damals zerbrochen ?

Wir waren damals unheimlich jung als wir angefangen haben. Ich war so 17, 18. Da haben wir uns als WARLOCK formiert. Irgendwann haben wir aber den Manager gewechselt und gleichzeitig die Namensrechte verloren! Das war natürlich ganz mies, wenn man seinen Namen verliert (zudem wenn er bekannt ist). Wir sind da echt über den Tisch gezogen worden - gerade in den ersten paar Jahren. Später hat es auch in der Band angefangen zu kriseln. Erst war es Spaß und Freundschaft, dass gab Motivation. Später unheimlicher Stress und Erfolgsdruck. Als die ganzen Geschäftsleute dazukamen standen wir plötzlich unter massivem Druck. Das war dann nicht mehr so das Wahre. Auch die Musik kam dann nicht mehr so fließend raus, es war ziemlich hart. Ich denke gerne zurück, die Zeit war super, aber es hat halt nur am Anfang gut geklappt, hinterher dann eben nicht mehr. 

In deiner Karriere gab es zwei markante Songs mit deutschem Text: "Alles ist gut" und "Für immer".

Vor sechs Jahren haben wir (mit WARLOCK) den Song "Für immer" geschrieben. Am Anfang habe ich da ganz herbe Kritik dafür bekommen. Die Kritiker meinten, im Heavy Metal Genre deutsch zu singen, dass wäre schon untypisch. Aber über die Jahre ist es der Megahit geworden, auch in den Konzerten. Mir ist dann in deutsch, ganz ehrlich, nichts mehr eingefallen. Denn: man muss es schon fühlen was man singt. Sechs Jahre später: "Alles ist gut" war einer von 20 Songs, die wir für die "Angels never die" Platte aufgenommen hatten. Ich war zuerst skeptisch, aber die Amerikaner sagten alle: Die Nummer ist es und sie hatten recht. Es wurde die dritte Single und wieder ein Erfolg. Ich bin total froh, denn der Song gefällt mir unheimlich gut. Er ist einer meiner Lieblingslieder von meiner letzten Studioplatte

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